Hubertus Thonhauser, CEO Casino Austria Swiss: «Die Akzeptanz der Casinos als Unterhaltungsangebot ist weiter gestiegen»

von Patrick Gunti


Herr Thonhauser, Sie sind seit rund 15 Jahren für Casino Austria tätig, seit sechs Jahren in der Schweiz. Vom Croupier zum Geschäftsführer ? Sie kennen die ganze Palette von Tätigkeiten von Spielbanken. Was fasziniert Sie so an diesem Geschäft?

Casinos sind in erster Linie ein «People Business», alleine dies ist schon faszinierend. Wir verkaufen unseren Gästen ein sehr immaterielles Gut, nämlich Unterhaltung, Spannung, Nervenkitzel und ganz einfach «a good time». Gleichzeitig gilt es aufgrund der Sensibilität des Produkts und seiner strengen rechtlichen Rahmenbedingungen ein Höchstmass an Transparenz und Qualitätsstandards sicherzustellen, etwa vergleichbar mit dem Bankensektor. Dieser Dualismus ist eine sehr spannende Managementaufgabe und ist aus unternehmerischer Sicht herausfordernd.


Die Schweizer Casinos befinden sich im Höhenflug. Gesamthaft wurde 2005 ein Bruttospielertrag von über 870 Mio. Franken erwirtschaftet. Der Anteil der sechs Spielbanken mit Beteiligung der Casinos Austria (Swiss) AG ist mit fast 200 Mio. Franken beträchtlich. Wie beurteilen Sie den Spielbankenmarkt 2005 aus der Sicht Ihres Unternehmens?


Die Akzeptanz der Casinos als Unterhaltungsangebot in der Bevölkerung und damit die Marktdurchdringung sind weiter gestiegen, was 2005 zu einem rund 14%igen Zuwachs des Bruttospielertrages im Vergleich zum Vorjahr geführt hat. Ein wichtiger Grund für diesen Aufwärtstrend ist das im Vergleich zu den Mitbewerbern in Nachbarländern innovativere und auf Kundenbedürfnisse stärker abgestimmte Gesamtprodukt unserer Casinos. Die starke Konkurrenzsituation hierzulande – mit der zweithöchsten Casinodichte in Europa – verbunden mit einer modernen Spielbanken-Gesetzgebung, haben unsere Spielbanken obendrein zu einer rascheren Reaktion auf die Marktbedürfnisse motiviert. Der Trend konnte übrigens auch im ersten Halbjahr 2006 weitergeführt werden. Der kumulierte Bruttospielertrag unserer sechs Casinos stieg gegenüber dem Vergleichszeitraum 2005 um weitere 16%. 



Die Casinos werden individuell vermarktet, Casinos Austria tritt als «Marke» bewusst im Hintergrund auf. Hubertus Thonhauser, CEO Casino Austria (Schweiz) AG 


Welche Bilanz ziehen Sie für die Grand Casinos Bern, Luzern und St. Gallen?

Die Philosophie von Casinos Austria am Schweizer Markt war es von Anfang an, gemeinsam mit unseren Schweizer Partnern Spielbanken aufzubauen, welche nach international höchsten Standards betrieben werden, gleichzeitig jedoch eigenständig geführt sowie mit dem lokalen Umfeld stark vernetzt sind. Die Casinos werden individuell vermarktet, Casinos Austria tritt als «Marke» bewusst im Hintergrund auf.  Heute, rund 4 Jahre nach Eröffnung dürfen wir feststellen, dass sich diese Philosophie gut durchgesetzt hat. Die drei Grand Casinos, aber auch unsere B-Casinos haben sich in ihrem jeweiligen Marktgebiet sehr gut entwickelt, sind heute ein fester Bestandteil des regionalen Unterhaltungsangebotes.


Wie haben sich die Ende 2004 beschlossenen Rahmenbedingungen für B-Casinos auf Ihre Beteiligungen an den B-Casinos in St. Moritz, Zürichsee und Schaffhausen ausgewirkt?

Die in der neuen Verordnung vorgesehene Erhöhung der Einsatz- und Auszahlungslimiten hat bei den B-Casinos zu einem leichten Anstieg der Umsätze geführt. Eine sprunghafte Steigerung hat hingegen nicht unbedingt stattgefunden und wäre aus unserer Sicht auch nicht wünschenswert gewesen. Die Spielbanken unserer Unternehmensgruppe übernehmen eine hohe soziale Verantwortung gegenüber dem Spielgast und sind eher an einer langfristigen und gesunden Kundenbeziehung interessiert als an sprunghaften und kurzfristigen Umsatzsteigerungen. Auf letztere hinzuarbeiten, wäre aus unternehmerischer Sicht kurzsichtig. 


Das Grand Casino Luzern wurde 2005 zum «Casino des Jahres» gewählt. Worauf führen Sie diese Wahl zurück?

Gemeinsam mit unserem Partner Kursaal Casino AG Luzern ist es uns in Luzern gelungen, ein echtes «Bijou» am Schweizer Spielbankenmarkt zu schaffen. Das Grand Casino Luzern ist nicht nur aufgrund seiner attraktiven Lage am Ufer des Vierwaldstädtersees sehr beliebt, sondern vor allem wegen seines breiten Unterhaltungsangebotes bestehend aus Spiel, Club, Event- und Konzertbereich, verschiedenen Bars sowie einem 13 Punkte Gault Millau Restaurant Olivo einzigartig. Über all dem steht jedoch der wichtigste Aspekt in einer Dienstleistungsbrache: Ein sehr guter Gästeservice.


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Das «Olivo» geniesst einen ausgezeichneten Ruf. Wie wichtig ist der ganze Bereich Gastronomie und Unterhaltung für die Schweizer Casinos?

Dem internationalen Trend folgend umfasst der Begriff «Casino» heute nicht nur mehr das Spielangebot, sondern ein Gesamtangebot «zur Belebung der Sinne». Nebst Spass und Spannung beim Spiel gehören für unsere Gäste kulinarische Genüsse genauso dazu wie Events, Konzerte und Clubbings. Das «Produkt Casino» wird durch seine umfassende Angebotspalette für eine breitere Gästeschicht zugänglich und kann rascher Akzeptanz erlangen.


Mit dem Spielbankengesetz sind die Glückspiele ausserhalb von Casinos verboten worden. Seit Ende März letzten Jahres dürfen Glückspielautomaten nur noch in Casinos betrieben werden. Welche Auswirkungen betreffend dem Umsatz konnten Sie nach Inkrafttreten dieser Regelung beobachten?

Die Schliessung der Geldspielautomaten in Gaststätten hat sich auf die Gäste- und Umsatzzahlen der Casinos nicht entscheidend ausgewirkt. Ein Grund dafür liegt darin, dass viele jener Gäste, die regelmässig ausserhalb der Spielbanken in nicht kontrollierten Bereichen gespielt haben, in den Spielbanken – aufgrund der Bestimmungen und Einhaltung unserer Sozialkonzepte – bereits gesperrt waren.



Dem internationalen Trend folgend umfasst der Begriff «Casino» heute nicht nur mehr das Spielangebot, sondern ein Gesamtangebot «zur Belebung der Sinne». (Hubertus Thonhauser)


Im vergangenen Jahr wurden 3700 Personen von den Schweizer Casinos vom Spielbetrieb ausgeschlossen. Die Eidg. Spielbankenkommission hält in ihrem Jahresbericht fest, dass das Sozialkonzept der Casinos gegen Spielsucht zwar grundsätzlich greife, jedoch «unterschiedlich und vielfach unbefriedigend» umgesetzt würden. Was entgegnen Sie dieser Kritik?

Ich kann natürlich nur für jene Spielbanken sprechen, an denen Casinos Austria beteiligt ist. Die Eidgenössische Spielbankenkommission hat die Sozialkonzepte der Casinos sowohl aus operativer Sicht aber auch hinsichtlich der strategischen Einbettung in die jeweilige Corporate Governance der Casinos untersucht. Es wurde uns von den Verantwortlichen der ESBK bestätigt, dass die Anwendung der Sozialkonzepte in den Betrieben unserer Unternehmensgruppe als überaus positiv angesehen wird. Diese Einschätzung ist somit für uns massgebend.


Die Casinos Austria (Swiss) AG ist eine Tochtergesellschaft der weltweit tätigen Casinos Austria-Gruppe. Wie ist das Unternehmen in die internationale Zusammenarbeit des Unternehmens eingebettet?

Die Casinos Austria-Gruppe funktioniert weltweit als Netzwerk weitgehend eigenständiger, auf den jeweiligen lokalen Markt massgeschneiderter Tochterunternehmen und Spielbanken. Durch die starke Autonomie können die Ländergesellschaften sehr rasch auf Kunden- und Marktbedürfnisse reagieren. Sie schaffen damit auch einen Mehrwert für die gesamte Unternehmensgruppe.  Casinos Austria (Swiss) AG ist eine operativ eigenständige Gesellschaft, welche in der Schweiz mit eigenem Personal Serviceleistungen und Know-how an unsere Casinos hierzulande liefert. Der Vorteil der Einbettung in das Casinos Austria-Gruppennetzwerkes besteht darin, dass weltweit ein permanenter Erfahrungsaustausch von so genannten «Casino best-practices» stattfindet.


Herr Thonhauser, besten Dank für das Interview.





Zur Person:
Gleich nach der Handelsakademie in Wien, welche er mit der Matura abschloss, kam der gebürtige Wiener Hubertus Thonhauser (37) 1991 zur Casino Austria AG. Er begann seine Laufbahn als administrativer Mitarbeiter des Casinos Baden bei Wien, arbeitete anschliessend als Croupier im Casino in Wien. 1995 wurde er zum Operations Manager befördert und betreute bis 1996 Spielbetriebe des Casino-Austria Gruppe in Europa. Darauf war er während zwei Jahren in der Funktion Business Development Manager für die Bearbeitung neuer Casinoprojekte in Europa und Afrika zuständig. Im Herbst 1998 zog es Thonhauser für einige Monate ins Ausland in das Reef Hotel & Casino in Cairns, Australien, wo er im Rahmen eines General Management Development Programms tätig war. Zurück in Wien trat er das Amt des General Manager für den Bereich «New Projects and Business» in den Regionen Europa und Nordafrika an und führte diesen bis Anfang 2000. Dank der in dieser Zeit erworbenen Kenntnisse des Spielbankengeschäfts wurde er vor sechs Jahren zum Geschäftsführer der Schweizer Tochtergesellschaft mit Sitz in Zug ernannt. Ferner ist er in unterschiedlichen Verwaltungsratsfunktionen von sechs Spielbanken in der Schweiz sowie als Mitglied des Vorstandes des Schweizer Casinoverbandes wirksam.


Thonhauser ist Betriebsökonom und schloss ein MBA Studium an der British Univer-sity Business School ab. In seiner Freizeit betreibt er Sport wie Laufen, Tennis und Moun-tain-Biking. Zusätzlich geniesst Privat-Pilot Thonhauser gerne die Distanz zum Alltag am Steuer von Kleinflugzeugen mit Rundflügen über den Schweizer Alpen und entspannt sich bei Konzerten von klassischer bis moderner Musik.


Zum Unternehmen:
Das Engagement der Casinos Austria-Gruppe in der Schweiz begann bereits lange vor der Verabschiedung des Schweizer Spielbankengesetzes. In den achziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts unterstützte Casinos Austria verschiedene lokale Verbände bei deren politischen Bemühungen zur Legalisierung von Spielbanken. Im Jahre 1993 wurde in Zusammenarbeit mit Schweizer Partnern der erste kantonale Boule- und Automatenbetrieb in Lugano eröffnet wurde. Später folgten die Eröffnungen von kantonalen Automatencasinos in St. Moritz und Luzern. Sämtliche Projekte der Casinos Austria Gruppe in der Schweiz wurden in Partnerschaften mit Schweizer Gesellschaften realisiert. Ziel war es bereits damals, eine möglichst breite Abstützung am Schweizer Markt zu erzielen. Aus den kantonalen Automatenbetrieben entwickelten sich dann auch die bis heute andauernden engen Kooperationen mit Swiss Casinos Holding AG sowie der Kursaal Casino Luzern AG. Erst viel später kam die heute sehr enge und erfolgreiche Kooperation mit der Kongress + Kursaal Bern AG hinzu.


Im Hinblick auf eine noch stärkere Positionierung am künftigen Schweizer Casinomarkt hat sich Casinos Austria International GesmbH, Wien Anfang des Jahres 2000 an den Casinos des langjährigen Partners Swiss Casinos Holding AG beteiligt. Die Akquisition betraf 30% der von Swiss Casinos gehaltenen Anteile an den jeweiligen Gesellschaften. Casinos Austria war somit neben den Spielbetrieben in Lugano, Luzern und St. Moritz an den Kursaal-Casinos Rheinfelden, Locarno, Schaffhausen und Thun beteiligt. Im Sinne eines effektiven Beteiligungsmanagements bzw. um die Vorbereitungen auf die Vergabe der Spielbankenkonzessionen voranzutreiben, wurde Anfang des Jahres 2000 die Casinos Austria Swiss AG als Trägerschaft und Koordinationsstelle in der Schweiz für das Kompetenzzentrum der Casinos Austria Gruppe etabliert. Die Beteiligungen der Casinos Austria International GesmbH, Wien an den A- und B-Casinoprojekten in der Schweiz wurden sodann an die Casinos Austria Swiss AG mit Sitz in Zug konzernintern übertragen. Der Bundesrat erteilte am 24.10.2001 auf Empfehlung der Eidg. Spielbankenkommission 7 A-Konzessionen und 14 B-Konzessionen. Casinos Austria Swiss AG konnte sich als Aktionär und Know-how-Partner über insgesamt 3 der insgesamt 7 A-Konzessionen (Luzern, Bern und St. Gallen) sowie 3 B-Konzessionen (Pfäffikon/SZ, Schaffhausen und St. Moritz) freuen. Casinos Austria Swiss hält somit das grösste Portfolio an Beteiligungen am Schweizer Casinomarkt aller Casinobetreiber. 


 

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