Roland Ledergerber, Präsident der Konzernleitung der St. Galler Kantonalbank

von Patrick Gunti


Herr Ledergerber, die St. Galler Kantonalbank hat 2007 einen Konzerngewinn in der Höhe von 226,7 (VJ 228,6) Mio CHF erzielt, was einem Rückgang um 0,8% entspricht. Wie werten Sie das Ergebnis generell?

Die St.Galler Kantonalbank schreibt ein erfreuliches Ergebnis in einem harten Umfeld. Sie hat das letztjährige Rekordergebnis egalisiert. Wir sind zufrieden damit.


Das Zinsengeschäft blieb mit 305,3 Mio. Franken zwar leicht hinter dem Vorjahresergebnis zurück, ist aber stärkster Ertragspfeiler der SGKB. Wie ist das Resultat zu Stande gekommen?

Im Zinsengeschäft befinden wir uns auf hohem Niveau. Das Zinsergebnis wurde massgeblich beeinflusst von drei Faktoren: Margenerosion bei den Hypotheken, Umschichtungen zwischen den einzelnen Produkten und Verflachung der Zinskurve.


Was hat das Hypothekargeschäft geprägt, in dem eine Steigerung von 2,8 % zu verzeichnen war?

Mit dem Hypothekargeschäft sind wir in der Tat sehr zufrieden. Dies ist besonders erfreulich, weil im Ausleihungsgeschäft nach wie vor ein aggressiver Preiskampf unter den Banken herrscht. Dies hat dazu geführt, dass wir in der Zinsmarge einen Rückgang in Kauf nehmen mussten. Ebenso ist auch die Wohnbautätigkeit etwas abgeflacht. Dennoch konnten wir als Marktführer im Kanton St.Gallen unsere Position erfolgreich verteidigen.


Wie sieht Ihre Bilanz im Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft aus?

Mit einer Steigerung von 6.7 % auf 215.2 Millionen Franken konnten wir das Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft auf hohem Niveau erneut markant steigern. Aufgrund unserer hohen Kompetenz im Anlagegeschäft, die wir in den letzten fünf Jahren sowohl im Stammhaus als auch durch den Kauf der Hyposwiss Privatbank in Zürich aufgebaut haben, sind wir in der Lage, schwierige Zeiten an den Finanzmärkten zu meisten. Insgesamt trägt das Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft mittlerweile knapp 40% zum Gesamtertrag bei.


Die SGKB verwaltete Ende letzten Jahres Kundenvermögen in der Höhe von 37,9 Mrd. Franken. Sie hatten einen Neugeldabfluss von 1,8 Mrd. Franken zu verzeichnen. Wo liegt die Ursache?

Wir hatten letztes Jahr bereits mitgeteilt, dass diese Kundenposition nur vorübergehend sein würde. Der Mittelabfluss hat mit unserer Bank direkt nichts zu tun. Wir haben vielmehr bewiesen, dass die St.Galler Kantonalbank Gruppe eine solch grosse Transaktion problemlos abwickeln kann.


«Wir sind zuversichtlich, an Ostern die neue IT-Plattform in Betrieb nehmen zu können.» (Roland Ledergerber, Präsident der SGKB-Konzernleitung)


Der Geschäftsaufwand hat sich vor allem wegen der Umstellung auf die neue IT-Plattform von Avaloq deutlich erhöht. Welche finanziellen Auswirkungen hatte das Projekt im vergangenen Jahr?

Für den IT-Plattformwechsel sind im Jahr 2007 Kosten von rund 23 Millionen Franken angefallen und im Geschäftsaufwand verbucht worden. Im gleichen Umfang wurden im ausserordentlichen Ergebnis Reserven für allgemeine Bankrisiken, die in den Vorjahren spezifisch für dieses Projekt gebildet wurden, aufgelöst. Damit wurde auf Stufe Reingewinn der Projektaufwand kompensiert.


Hyposwiss hat Avaloq vor Jahresfrist in Betrieb genommen, wie sieht der weitere Zeitplan aus?

Die Vorbereitungen zu Umstellung laufen derzeit in der ganzen Bank auf Hochtouren. Wir sind zuversichtlich, an Ostern die neue Plattform in Betrieb nehmen zu können.


$$PAGE$$


Wie beurteilen Sie die Aussichten für die SGKB im laufenden Jahr?

Die St.Galler Kantonalbank erwartet ein anspruchsvolles und ereignisreiches Jahr: Zum einen wird sie beschäftigt sein mit der vor Jahresfrist erworbenen Integration der Anglo Irish Bank (Suisse), der Umstellung der IT-Plattform sowie der Konsolidierung der neuen Geschäftsleitung.

Zum anderen erwartet sie auf Basis einer stabilen Konjunktur ein Wachstum des Geschäftsvolumens sowie einen Reingewinn leicht unter Vorjahr. Das Zinsgeschäft wird unter Druck bleiben, weshalb wir weiterhin auf den zweiten Ertragspfeiler, das Anlagegeschäft, setzen und dieses konsequent ausbauen werden.


Sie wollen das Anlagegeschäft weiter ausbauen und binnen zwölf Monaten eine Tochterbank in Süddeutschland gründen. Was spricht für diesen Standort?

Für das Private Banking der St.Galler Kantonalbank ist der deutsche Markt von grosser Bedeutung. Wir erwarten dort ein hohes Wirtschaftswachstum mit einer steten Zunahme von Geldvermögen. Bereits heute findet sich dort die europaweit höchst Zahl von sogenannten High-Net-Worth Individuals. Darüber hinaus wird es in den nächsten Jahren erhebliche erbschaftsinduzierte Umschichtungen von Vermögen geben. Aufgrund der regulatorischen Anforderungen der BaFin und der EU ist jedoch eine direkte Marktbearbeitung von der Schweiz nicht mehr möglich. Die Gründung einer Tochterbank in Deutschland ist für uns das Geschäftsmodell, mit dem wir uns am meisten Erfolg versprechen.


Welche Märkte haben Sie mit der 2007 erworbenen Anglo Irish Bank im Visier?

Ab 1. März 2008 wird die Anglo Irish Bank (Suisse) als Tochtergesellschaft Hyposwiss Private Bank Genève SA als Boutique das Onshore und Offshore Geschäft in strategischen Schlüsselländern in Europa und Südamerika bearbeiten. Sie bildet damit eine optimale geografische Ergänzung zur Zürcher Hyposwiss. Darüber hinaus kann die gesamte SGKB Gruppe von neuen Produkten und Know-How im Bereich Alternative Anlagen profitieren.


«Für die Bankbranche ist es aber, das verlorene Vertrauen wieder herzustellen. Dazu gehört, dass sich die Institute wieder auf die Werte besinnen, welche den Finanzplatz Schweiz seit je auszeichnen.» (Roland Ledergerber)


Die Kreditkrise erschüttert die Finanzwelt. Gibt es infolge der Kreditkrise verunsicherte Kunden von Grossbanken, die einen Wechsel zu Ihnen ins Auge fassen?

Wir spüren seit Ende letzten Jahres einen vermehrten Zufluss von verärgerten Kunden. Offenbar ist unsere Expertise im Anlagegeschäft ein guter Grund für einen Wechsel.


Wie beurteilen Sie die Folgen der Kreditkrise und welches sind die Lehren, die daraus gezogen werden sollten?

Die St.Galler Kantonalbank ist von der Subprime-Krise nicht direkt betroffen, weil sie weder im ausländischen Hypothekarmarkt involviert ist noch in entsprechende Finanzderivate investiert ist. Sie hält an ihrer konsequenten und vorsichtigen Ausleihungspolitik fest, um so ihr Kreditportefeuille weiterhin in guter Qualität zu halten. Wichtig für die Bankbranche ist es aber, das verlorene Vertrauen wieder herzustellen. Dazu gehört, dass sich die Institute wieder auf die Werte besinnen, welche den Finanzplatz Schweiz seit je auszeichnen. Für die St. Galler Kantonbalbank sind dies Solidität, Verlässlichkeit und hohe Qualität.


Mit welchen Erwartungen und Zielen haben Sie am 1. Februar Ihre neue Funktion als Präsident der Konzernleitung angetreten?

Selbstverständlich soll die Bank weiter erfolgreich wachsen. Gemeinsam mit den Mitarbeitenden möchte ich die Bank im Rahmen unserer Strategie schrittweise weiter entwickeln. Als ehemaliger «Front-Mann» will ich mich dabei auch in der neuen Funktion im direkten Kundenkontakt engagieren.


Herr Ledergerber, wir bedanken uns für das Interview.





Zur Person:
Seit Juni 2002 Mitglied der Konzernleitung und Leiter des Bereichs Privat- und Geschäftskunden. Am 1. Februar 2008 übernahm Roland Ledergerber die Funktion als Präsident der Konzernleitung und Leiter des Bereichs Präsidium. Vorübergehend leitet er auch den Bereich Private Banking des Stammhauses.


Roland Ledergerber stiess im Dezember 1998 als Leiter Firmenkunden Gesamtbank zur SGKB, war danach Vertriebsleiter und Stellvertreter des Bereichsleiters. Vor seinem Wechsel zur SGKB war er während zwölf Jahren bei der UBS in verschiedenen Funktionen in den Bereichen Controlling, Corporate and Institutional Banking Europe und Firmenkundengeschäft Schweiz im In- und Ausland tätig. 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert