US-Hypothekenbank IndyMac am Ende – Opfer der Immobilienkrise

Nach dem Ansturm besorgter Kunden auf ihr Geld musste die staatliche Einlagensicherungsbehörde (FDIC) die Kontrolle über die Bank mit Sitz im kalifornischen Pasadena übernehmen. Den Behörden zufolge handelt es sich um den zweitgrössten Banken-Crash in der Geschichte der USA und den grössten seit dem verschärften Ausbruch der Finanzmarktkrise vor rund einem Jahr. Die Branche erwartet weitere Zusammenbrüche.


Besorgte Kunden heben 1,3 Milliarden Dollar ab
Aus Angst um die Zahlungsfähigkeit der Bank hätten Anleger in den vergangenen elf Geschäftstagen mehr als 1,3 Milliarden Dollar (817 Mio Euro) abgehoben, teilte die für IndyMac zuständige Bankenaufsicht am Freitagabend (Ortszeit) mit. Dies stürzte das Institut in eine Liquiditätskrise. Über die Einlagensicherung sind in den USA in der Regel Guthaben bis zu 100.000 Dollar je Anleger abgedeckt. IndyMac hatte rund 19 Milliarden Dollar an Einlagen. Davon könnte rund eine Milliarde Dollar von insgesamt 10.000 Kunden den Angaben zufolge nicht abgesichert sein. Die FDIC rechnet mit einer Belastung von vier bis acht Milliarden Dollar durch den Zusammenbruch von IndyMac. Damit könnten mehr als zehn Prozent des FDIC-Sicherungsfonds verbraucht sein.


Suche nach Käufern
Die Bank soll kurzfristig in Form einer Nachfolgeorganisation unter Führung der FDIC weiterbetrieben werden und am Montag wieder öffnen. In den nächsten drei Monaten soll nach möglichen Käufern gesucht werden – für die gesamte Bank oder jeweils für Einzelteile. IndyMac war einer der grössten Kreditgeber während des US- Immobilienbooms der vergangenen Jahre und vergab viele Darlehen an Kunden mit geringen Sicherheiten. In einem letzten verzweifelten Rettungsversuch hatte die Hypothekenbank erst diese Woche das Neugeschäft komplett gestoppt und rund die Hälfte ihrer rund 7.200 Stellen gestrichen. Die Aktien von IndyMac waren angesichts hoher Verluste des Unternehmens wegen der Immobilienkrise eingebrochen und könnten nun weitgehend wertlos sein.


Notverkäufe
Grösster Kollaps in der US-Bankengeschichte war bisher der Crash der Continental Illinois National Bank im Jahr 1984 mit einem Bilanzvermögen von rund 40 Milliarden Dollar. IndyMac war zuletzt rund 32 Milliarden Dollar schwer. Im Zuge der Kreditkrise mussten in den Vereinigten Staaten bereits Hunderte kleinerer Kreditgeber und Finanzierer dichtmachen oder gingen sogar Pleite. Die Investmentbank Bear Stearns stimmte im Frühjahr unter dem Druck der US-Notenbank ihrem Notverkauf zu. Eine der grössten Hypothekenfirmen des Landes, Countrywide, rettet sich in die Arme des Finanzkonzerns Bank of America.


Auch Fannie Mae und Freddie Mac in arger Bedrängnis
IndyMacs Schicksal löste in den USA umgehend eine heftige politische Debatte um die Schuldigen aus. Die Bankenaufsicht warf dem demokratischen Senator Charles Schumer vor, der Bank mit öffentlich geäusserten Zweifeln an ihrer Zahlungsfähigkeit den Todesstoss versetzt zu haben. Schumer konterte, die Aufsicht habe versagt. Erst am Freitag hatten die ausufernden Probleme der beiden grössten amerikanischen Hypothekenfinanzierer Fannie Mae und Freddie Mac bei der US-Regierung bereits die Alarmglocken schrillen lassen. Die Regierung erwägt laut US-Medien, eines oder gar beide Institute unter staatlichen Schutz zu stellen. Die Aktien der beiden Gesellschaften hatten am Freitag ebenfalls dramatische Verluste erlitten. (awp/mc/ps/02)

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