US-Regierung gibt Citigroup weitere Milliarden-Kapitalspritze

Der Staat, der bereits Grossaktionär ist, übernimmt im Gegenzug weitere Anteile. Die Notlage des Finanz-Konzerns hatte sich nach einem Kurseinbruch um 60 Prozent allein in der vergangenen Woche drastisch verschärft. Die Börsen begrüssten die Rettung am Montag mit massiven Gewinnen für die Aktie. Die Bank zählt weltweit zu den grössten Opfern der Finanzkrise.


Hohe Bealstungen für US-Steuerzahler möglich
Das Eingreifen der US-Regierung sei zur Stärkung der Finanzmärkte nötig, hiess es einer gemeinsamen Mitteilung des Finanzministeriums, der Notenbank Federal Reserve und der US-Einlagensicherung. Im Extremfall kommen auf Amerikas Steuerzahler hunderte Milliarden Dollar an Verlusten zu. Der Staat erhält im Gegenzug für die Kapitalspritze Citigroup-Vorzugsaktien für 27 Milliarden Dollar mit einer Verzinsung von acht Prozent.


Mittel aus US-Rettungspaket
Die 20 Milliarden Dollar direkte Kapitalhilfe stammen aus dem 700 Milliarden Dollar schweren US-Rettungspaket, aus dem die Bank bereits 25 Milliarden Dollar erhalten hatte. Die ursprüngliche Hilfe war aber verpufft: Der Aktienkurs fiel weiter steil, zuletzt wurde über eine Zerschlagung oder einen Notverkauf des Konzerns spekuliert.


Citi-Chef behält Posten
Der seit rund einem Jahr amtierende Konzernchef Vikram Pandit darf im Amt bleiben – anders als etwa die Führung bei dem vom Staat geretteten Versicherungsriesen AIG. Der 51-Jährige hat dafür allerdings einige Kröten zu schlucken. Alle Bonuszahlungen müssen von der Regierung genehmigt werden. Bitter für die bisherigen Aktionäre: Als Quartalsdividende für Stammaktien gibt es in den kommenden Jahren maximal einen US-Cent je Papier statt der zuletzt bereits halbierten Zahlung von 16 Cent.


Herkules-Aufgabe
Pandit steht vor der schweren Aufgabe, den Bankenriesen wieder auf Kurs zu bringen. In zuletzt vier Minus-Quartalen in Folge erlitt die Citigroup Verluste von insgesamt über 20 Milliarden Dollar. Experten erwarten noch mehr rote Zahlen.


75’000 Stellen werden gestrichen
Wegen der Krise streicht Pandit derzeit 75.000 Stellen. Die Mitarbeiterzahl soll damit auf rund 300 000 fallen. Pandit verkauft zudem etwa ein Fünftel der Konzern-Geschäfte, die nicht mehr zum Kern zählen. So trennte sich die Bank bereits von ihren Filialen in Deutschland. Mit über 200 Millionen Kundenkonten in mehr als 100 Ländern ist die Citigroup noch immer einer der global führenden Finanzkonzerne. Ein Scheitern hätte weltweit massive Auswirkungen.


Staat trägt Risiko von bis zu 250 Millionen Dollar
Sollten bei den mit der Rekord-Bürgschaft besicherten Papieren Verluste auftreten, muss die Citigroup für die ersten 29 Milliarden Dollar geradestehen. Bei weiteren Ausfällen übernimmt der Staat 90 Prozent – ein Risiko von bis zu 250 Milliarden Dollar.


Asset Backed Securities als Kernproblem der Finanzkrise
Im Zentrum der Bürgschaft stehen riskante, mit Hausdarlehen abgesicherte Wertpapiere. Diese so genannten Asset Backed Securities (ABS) sind das Kernproblem der Finanzkrise. Weil mit den komplizierten Finanzprodukten Risiken immer weiter ausgelagert wurden, verloren die Banken den Überblick. Zudem konnten die Institute mit vergleichsweise wenig Eigenkapital immer mehr Fremdfinanzierungen stemmen. Die Blase platzte mit dem Zusammenbruch des US-Immobilienmarkts.


Vorzugsaktien-Dividenden über 2,2 Milliarden Dollar
Die erneute Hilfe durch den Staat kostet die Citigroup pro Jahr knapp 2,2 Milliarden Dollar für die Vorzugsaktien-Dividenden. Sollte die Ausschüttung über einen bestimmten Zeitraum nicht gezahlt werden, kann die Regierung zwei Mitglieder in den Verwaltungsrat schicken. (awp/mc/ps/02)

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