Michael Breiter, Co-Gründer und CEO Calopad AG, im Interview

Michael Breiter, Co-Gründer und CEO Calopad AG, im Interview
Michael Breiter, Co-Gründer und CEO Calopad AG. (Foto: zvg)

von Patrick Gunti

Moneycab.com: Herr Breiter, Calopad hat 2021 ein intelligentes, wiederverwendbares Schmerztherapiepflaster entwickelt. Wie kam es dazu?

Michael Breiter: Die Entwicklung von Calopad entstand als Antwort auf ein Problem, das ich sowohl privat als auch beruflich immer wieder beobachtete – Rückenschmerzen. Global gesehen hat jeder fünfte Mensch mit solchen Schmerzen zu kämpfen, wovon viele chronischer Natur sind. Es überraschte mich, dass es auf dem Markt kein wiederverwendbares Wärmetherapieprodukt gibt, das ohne vorherigen Besuch beim Arzt oder Physiotherapeuten angewendet werden kann. Erst recht kein Produkt, das über Stunden konstante Tiefenwärme abgeben kann, um die Muskulatur nachhaltig zu entspannen – ein entscheidendes Element für effektive Schmerzlinderung durch Wärme.

Und bei welchen körperlichen Beschwerden kann das Calopad-Wärmepflaster helfen?

Das Calopad-Wärmepflaster zeichnet sich durch seine Vielseitigkeit aus und hat nachweislich positive Wirkung bei verschiedensten Krankheitsbildern. Die von uns erbrachten Belege für die Wirksamkeit wurden im Rahmen unserer Medizinzertifizierung bestätigt. Nur um einige Beispiele zu nennen: Neben der Linderung von Rückenschmerzen kann Calopad auch effektiv gegen Nacken- und Schulterschmerzen, Unterleibsschmerzen und sogar Kieferblockaden eingesetzt werden. Es unterstützt die Linderung von Verspannungen und Schmerzen am gesamten Körper, indem es die Durchblutung fördert und die Muskulatur entspannt.

«Calopad unterstützt die Linderung von Verspannungen und Schmerzen am gesamten Körper, indem es die Durchblutung fördert und die Muskulatur entspannt.»
Michael Breiter, Co-Gründer und CEO Calopad

Calopad ist ein zertifiziertes Hightech-Gerät für die individuelle Wärmetherapie. Wie wirkt eine Wärmetherapie generell?

Wärmetherapie ist eine bewährte Methode zur Linderung von körperlichen Beschwerden und Verspannungen. Bei der Anwendung von Wärme wird die Durchblutung gefördert, wodurch ein erhöhter Nährstofffluss in die betroffenen Regionen gelangt und Abfallstoffe schneller abtransportiert werden. Die Muskulatur entspannt sich, was nicht nur Schmerzen reduziert, sondern auch die Beweglichkeit fördert. Wichtig zu wissen ist: Dieser Effekt schaffen nur Wärmetherapieprodukte, die eine konstante therapeutische Tiefenwärme von 42°C erzeugen. Das Hightech-Gerät Calopad nutzt genau diesen Ansatz.

Welche Wirkung kann mit Tiefenwärme erzielt werden?

Diese spezifische Temperatur ermöglicht es, tief in die Muskulatur einzudringen und eine nachhaltige Entspannung und Schmerzlinderung zu fördern, ohne das Gewebe zu schädigen. Die Tiefenwärme hilft, verkrampfte Muskeln zu lockern, den Blutfluss zu erhöhen und den Heilungsprozess zu unterstützen.
Es ist wichtig zu betonen, dass die Temperatur von 42 Grad nicht überschritten werden darf. Höhere Temperaturen können schädlich sein. Umgekehrt darf die Temperatur nicht unter 42°C liegen, da sonst keine Tiefenwirkung erzeugt werden kann.

Wie schafft Calopad diese Tiefenwärme, aus welchen Bestandteilen besteht das Calopad-Starterset?

Das Calopad-Starterset wurde mit einem besonderen Augenmerk auf Nachhaltigkeit und Benutzerfreundlichkeit entwickelt, wobei die Wiederverwendbarkeit einen wesentlichen Beitrag zur Reduzierung des ökologischen Fussabdrucks leistet. Der Controller ist das Herzstück der Calopad-Tiefenwärmetherapie. Aktiviert man den Knopf an der Seite, werden innert Sekunden 42°C erzeugt. Weiter sind im Set eine Heizfolie, eine Klebefolie, zwei Ersatzklebefolien, ein Ladekabel sowie die Bedienungsanleitungen in Deutsch, Französisch und Italienisch enthalten.

«Calopad ist arzneistofffrei und verursacht so, ganz im Gegensatz zu vielen chemischen Wärmepflastern, keine Hautirritationen oder Verbrennungen der Haut.»

Es gibt eine Vielzahl von Wärmepflastern im Handel, die aber nicht wiederverwendbar sind. Wo sehen Sie die weiteren Vorteile des Calopad?

Die Calopad-Therapie hebt sich nicht nur durch die Wiederverwendbarkeit von herkömmlichen Wärmepflastern ab. Ein Fakt ist auch, dass herkömmliche Einwegwärmepflaster aus chemischen Inhaltsstoffen bestehen und dadurch keine Tiefenwärme erzeugen können. Calopad hingegen ist arzneistofffrei und verursacht so, ganz im Gegensatz zu vielen chemischen Wärmepflastern, keine Hautirritationen oder Verbrennungen der Haut. Doch das ist nicht alles. Calopad bietet eine einzigartige und ganzheitliche Lösung für die individuelle Schmerztherapie, die weit über die Funktion herkömmlicher Wärmepflaster hinausgeht. Mit dem Calopad erhalten Nutzer auch Zugang zu einer App mit über 200 Physiotherapieübungen, die einen personalisierten Therapieplan bietet und die Möglichkeit, sich jederzeit beraten zu lassen – sowohl über den Chat als auch durch eine persönliche 1:1-Sitzung mit Physiotherapeuten.

Wie individuell sind KI-basierte Physiotherapie-Übungen mit einem digitalen Coach möglich?

Zunächst möchte ich klarstellen, dass die Physiotherapie-Übungen in der Calopad App nicht KI-basiert sind. Sie wurden vielmehr von erfahrenen Physiotherapeuten konzipiert. Die KI kommt ins Spiel, wenn es darum geht, basierend auf den Angaben des Nutzers zu seinem Gesundheits- und Schmerzzustand, einen individuellen Therapieplan zu erstellen. Dieser Plan wählt aus über 200 möglichen Übungen die passenden aus und stellt diese in einer sinnvollen Reihenfolge und einer individuellen Frequenz, basierend auf die gewählten Schmerzbereiche, zusammen. Die App passt den Therapieplan dynamisch an die Fortschritte des Nutzers an. Dies macht die Betreuung durch die App nicht nur hochindividuell, sondern fördert auch ein aktives Engagement für die eigene Gesundheit.

Die Calopad-Wärmefolien weisen eine zum Teil deutlich kleinere Fläche auf als die angesprochenen Wärmepflaster. Ist das nicht ein Nachteil bei grossflächigen Verspannungen?

Ganz im Gegenteil! Die kompakte Grösse des Calopad-Wärmepflasters ist tatsächlich einer seiner grössten Vorteile und basiert auf der wissenschaftlich fundierten Triggerpunkttherapie. Triggerpunkte sind spezifische Punkte am Körper, die, wenn sie stimuliert werden, eine Entspannungsreaktion in der gesamten Muskelregion auslösen können. Indem wir uns auf diese Punkte konzentrieren, ermöglicht uns Calopad, eine tiefe und gezielte Behandlung anzubieten, die weit über die unmittelbare Anwendungsstelle hinauswirkt. Darüber hinaus macht die kompakte Grösse es optimal tragbar und flexibel in seiner Anwendung. Das bedeutet: Es kann in einer Tasche oder einem Rucksack verstaut werden und die Anwender können es problemlos überallhin mitnehmen und es genau dort anwenden, wo sie es am meisten benötigen.

Triggerpunkte sind Stellen in einem verspannten Muskel, die sich sehr stark zusammengezogen haben. Diese Punkte selbst zu finden ist gerade im Rücken- und Nachbereich schwierig. Was raten Sie Kunden, wo Sie das Calopad ansetzen sollen?

Das ist eine sehr wichtige Frage, da die richtige Platzierung des Calopads tatsächlich entscheidend für die optimale Wirkung ist. Es ist richtig, dass es für Laien manchmal eine Herausforderung sein kann, die individuellen Triggerpunkte zu identifizieren, insbesondere in Bereichen wie dem Rücken und Nacken, wo sie selbst nur schwer hingelangen können. Wir empfehlen unseren Kunden eine sanfte Selbstmassage, um die Bereiche zu identifizieren, die besonders schmerzhaft oder verspannt sind. Sobald sie einen solchen Bereich gefunden haben, können sie das Calopad dort platzieren und mit der Behandlung beginnen. Ausserdem ist es nicht zwingend notwendig, den exakten Triggerpunkt zu treffen, da die Tiefenwärme sich in einem gewissen Radius ausbreitet und so die umliegenden Muskelpartien mitbehandelt werden. Zur Unterstützung erhalten Nutzer in der Calopad App neben ihrem persönlichen Therapieplan auch wertvolle Tipps rund um ihre individuellen Schmerzbereiche und können im Chat nach Unterstützung fragen.

«Das frische Kapital investieren wir vorrangig in unsere Produktweiterentwicklung. Insbesondere arbeiten wir an der Calopad Version 2.0.»

Sie haben im August eine Finanzierungsrunde über 4 Mio Franken abgeschlossen. Ein Teil des Geldes kommt vom Technologiefonds des Bundesamts für Umwelt, der Darlehen an Unternehmen vergibt, deren Produkte nachhaltig zu Verminderung von CO2-Emissionen beitragen. Wie spart man durch Calopad über die Wiederverwendbarkeit hinaus CO2-Emissionen ein?

In der Tat legen wir grossen Wert darauf, dass unser Therapieprodukt nicht nur durch seine Wiederverwendbarkeit, sondern auch durch seine allgemeine Umweltverträglichkeit zu einer nachhaltigeren Zukunft beiträgt. In Zusammenarbeit mit der Firma Carbon Connect AG haben wir den CO₂-Fussabdruck von Calopad detailliert analysiert und optimiert. So konnte festgestellt werden, dass jede Anwendung von Calopad 214 Gramm CO₂ weniger verursacht als die Verwendung eines Einweg-Wärmepflasters. Dies war auch einer der Gründe, weshalb wir von dem Technologiefonds des Bundesamts für Umwelt unterstützt wurden.

Wofür wird das frische Kapital eingesetzt, welche Weiterentwicklungen sind geplant?

Das frische Kapital investieren wir vorrangig in unsere Produktweiterentwicklung. Insbesondere arbeiten wir an der Calopad Version 2.0, die viele Verbesserungen mit sich bringt und auch die Bedienung mit einem integrierten Display ermöglicht. Zudem sind wir dabei, unser Therapiegerät zu erweitern, sodass es in Zukunft neben Tiefenwärme auch Kältetherapie anbieten kann. Parallel dazu möchten wir Calopad in ganz Europa etablieren. Und nicht zuletzt ist die Aufrechterhaltung unserer Medizinzertifizierung durch jährliche Audits ein wichtiger Bestandteil unserer Investition, um stets die Qualität und Sicherheit unseres Produkts zu gewährleisten.

Inwieweit können Sie beim geplanten Kühlpflaster auf die bei der Entwicklung des Wärmepflasters gemachten Erfahrungen zurückgreifen?

Die Entwicklung einer Kühlfolie ist weitaus anspruchsvoller. Wenn Kälte auf der einen Seite der Folie erzeugt wird, entsteht zwangsläufig Abwärme auf der anderen, ähnlich wie beim Prinzip eines Kühlschranks. Das bedeutet, die Abwärme muss effizient abgeleitet werden, um die gewünschte medizinische Kälte von 12°C zu erreichen. Wir sind diesem Meilenstein aber bereits einen grossen Schritt nähergekommen. So konnten wir bereits erfolgreich einen Prototypen entwickeln und mit unseren vielversprechenden Testergebnissen sind wir auf dem besten Weg zum Ziel.

Herr Breiter, besten Dank für das Interview.

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