Schweiz: Gewerkschaftsbund verlangt 2006 bis zu 3% mehr Lohn

Für den Aufschwung sei nur die Entwicklung der Inlandnachfrage entscheidend, sagte SGB-Präsident Paul Rechsteiner am Montag vor den Medien in Bern. Dafür brauche es eine anhaltend tiefe Zinspolitik und vor allem steigende Löhne.


Basis für eine positive Entwicklung der Nachfrage legen
Die Lohnrunde 2006 sei von besonderer wirtschaftspolitischer Bedeutung. Sie lege die Basis für eine positive Entwicklung der Nachfrage. Dies verhelfe zu einem nachhaltigen Aufschwung und bekämpfe die Arbeitslosigkeit, begründete Rechsteiner die Forderungen des SGB. Diese sehen Erhöhungen der Reallöhne je nach wirtschaftlicher Entwicklung zwischen 1,5 und 3% vor. Die Baubranche gab laut Rechsteiner mit 2% den Takt vor. Für die ertragsstarke Chemie-Branche fordert der SGB bis zu 3%. Für alle Sektoren gilt der volle Ausgleich der Teuerung, die für Herbst auf 1% geschätzt wird.


«Verwilderung der Arbeitsbedingungen» müsse gestoppt werden
Besonderes Augenmerk richtet der SGB auf untere und mittlere Einkommen. Eine generelle Anhebung dieser Einkommensstufen sei der wichtigste Faktor für eine höhere Inlandnachfrage, sagte Rechsteiner. Nicht existenzsichernde Löhne seien mitverantwortlich für Lohndruck. Die in verschiedenen Unternehmen festzustellende «Verwilderung der Arbeitsbedingungen» müsse gestoppt werden. Die kommende Lohnrunde sei deshalb ein «Glaubwürdigkeitstest», sagte Rechsteiner auch mit Blick auf die bevorstehende Abstimmung über den freien Personenverkehr.


Staat soll Einkommen nicht wieder mit Steuergeschenken und Sparprogrammen schmälern
Die Schweizer Wirtschaft müsse klar machen, dass sie Personen mit tieferen Löhnen fair an den wirtschaftlichen Ergebnissen teilnehmen lasse. Höhere Löhne allein genügten aber nicht. Der Staat dürfe die Einkommen nicht wieder mit Steuergeschenken und Sparprogrammen schmälern. Die Mehrwertsteuer dürfe in den nächsten drei Jahren nicht erhöht werden, präzisierte SGB-Chefökonom Serge Gaillard. Auch sollten Kinder und Jugendliche aus Familien mit Einkommen bis 120´000 Franken keine Krankenkassenprämien zahlen müssen.


Die geplante Prämienerhöhung um bis zu 10% verringere die Kaufkraft um 0,5%. Weitere 0,5% gingen voraussichtlich wegen den höheren Erdölpreisen verloren. Schon in den letzten zwei Jahren sei die Kaufkraft vom Ölpreis gebremst worden, sagte Gaillard.


Unterschiedliche Akzente der einzelnen Verbände
Die einzelnen SGB-Mitgliederverbände setzen unterschiedliche Akzente. Die Personalverbände der öffentlichen Hand sorgen sich zunächst um den Stellenerhalt und gehen mit 2% mehr Reallohn bei vollem Teuerungsausgleich an den Verhandlungstisch. Im Industriesektor liegt die Maximalforderung bei 2,5% mehr Reallohn und Teuerungsausgleich. Für den Detailhandel steht eine starke Erhöhung der Mindestlöhne im Vordergrund. Das Verhandlungsmandat soll nächste Woche ausgearbeitet werden.


Mit dem SGB hat nun auch der mit 382´000 Mitgliedern grösste Gewerkschaftsdachverband seine Forderungen präsentiert. Der nicht halb so grosse Dachverband Travail.Suisse hatte letzte Woche auch den vollen Teuerungsausgleich und Reallohnerhöhungen von 1 bis 3% gefordert.

(AWP / MC / hfu)

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