SGKB investment views: Gegen den Franken ist kein Kraut gewachsen

SGKB investment views: Gegen den Franken ist kein Kraut gewachsen
Thomas Stucki, Chief Investment Officer bei der St.Galler Kantonalbank. (Foto: SGKB)

Von Thomas Stucki, CIO der St.Galler Kantonalbank

St. Gallen – Der Franken wird stärker und stärker. Das ist zwar kein Naturgesetz, kommt ihm aber recht nahe. Der Euro und der US-Dollar haben sich in den letzten Tagen zum Franken wieder etwas erholt. Das ist aber lediglich eine Gegenreaktion auf die starken Kursverluste über das Jahresende. Ein US-Dollar kostete im November 2022 noch einen Franken, nun sind es 13% weniger. Für einen Euro musste man vor einem Jahr auch noch einen Franken hinblättern, nun sind es noch knapp 95 Rappen. Lange ignorierte die SNB die Frankenstärke mit dem Hinweis, dass sich der reale Aussenwert des Franken aufgrund der hohen Inflation im Ausland nur wenig verändert habe. Diese Haltung wird schwieriger, da sich die Inflationsraten in der Eurozone und den USA dem Wert in der Schweiz angenähert haben.

Viele Marktteilnehmer sehen in der politischen und wirtschaftlichen Stabilität der Schweiz die Grundlage für den starken Franken. Das mag in Krisenzeiten gelten, wenn der Franken als sicherer Hafen gesucht ist. Die grosse Krise erlebten die Finanzmärkte im letzten Jahr aber nicht und dennoch wertete sich der Franken substanziell auf. Die Stabilität der Schweiz ist zwar positiv, aber kann die Vorgänge im Devisenmarkt nicht erklären.

Ausgleich unterschiedlicher Inflationsraten
Ökonomisch naheliegender ist die Kaufkraftparität, der Ausgleich unterschiedlicher Inflationsraten über die Währung. Im Vergleich zu den USA war im Durchschnitt die Inflationsrate in der Schweiz in den letzten 30 Jahren 1.9% tiefer, der US-Dollar hat über diese Zeit zum Franken pro Jahr 2.0% verloren. Der Euro sank über diese Zeit zum Franken mit einer Rate von 1.8% pro Jahr bei einer Inflationsdifferenz von 1.4%. Da kommt noch etwas Eurokrise dazu. Ein Gegenmittel zum starken Franken wäre die Inflationierung der Schweizer Wirtschaft. So gut ist diese Idee aber nicht.

Wenn von der SNB nun verlangt wird, sie müsse etwas gegen den starken Franken machen, bürdet man ihr eine schwierige Aufgabe auf. Den Leitzins zu senken, bringt nur kurzfristig etwas und die Wirkung auf den Franken verpufft rasch. Niemand kauft Franken auf der Suche nach Rendite im Schweizer Obligationen- oder Geldmarkt. Zudem müsste die SNB ihren Zins deutlich stärker senken als die Fed und die EZB. Bei einem aktuellen SNB-Zins von 1.75% ist man da schnell wieder bei den Negativzinsen. Wenn sich die SNB gegen den Aufwertungsdruck des Frankens stemmen will, bleibt ihr nicht viel anders übrig, als Währungspolitik zu betreiben, wie sie es zwischen 2011 und 2021 gemacht hat. In dieser Zeit konnte sie den Wechselkurs des Frankens einigermassen stabil halten, musste aber über Devisenmarktinterventionen ihre Devisenreserven um 750 Mrd. Franken aufblähen, in etwa der Grössenordnung des jährlichen BIP in der Schweiz. Das kann auch nicht die Lösung sein.

Mögliche Devisenmarktinterventionen der SNB
Dass die SNB punktuell im Devisenmarkt eingreift, um einer kurzfristigen Aufwertungsspekulation gegen den Franken entgegenzutreten, ist richtig und wichtig. Ob sie es im Dezember gemacht hat, wissen wir nicht, aber möglich ist es. Es muss gefährlich sein, auf Kredit und mit Leverage auf einen starken Franken wetten. Wenn wir auch in Zukunft von der Preisstabilität in der Schweiz profitieren wollen, müssen wir und die Schweizer Wirtschaft jedoch akzeptieren, dass der Franken über die Zeit immer teurer wird. (SGKB/mc/ps)

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